Ein Kärntner Ingenieur in Persien und „schwarze Kerschen“ für den Abt
Die Carinthia I 2023 ist gerade frisch aus der Druckerei gekommen. Präsentiert wird die neue Zeitschrift des Geschichtsvereines für Kärnten am Donnerstag, 14. Dezember, um 17.00 Uhr im kärnten.museum in Klagenfurt. „Auf über 650 Seiten finden Sie Beiträge, die von der Römerzeit bis zum Kärntner Ortstafelsturm in den 1970er-Jahren reichen“, sagt Schriftleiter und Geschichtsvereinsdirektor Wilhelm Wadl. 29 Autorinnen und Autoren haben die Beiträge verfasst, einige wurden sogar aus Deutschland und dem kroatischen Zagreb zugeschickt. Spannendes Detail: Die Carinthia gibt es seit 1811 und sie ist damit die älteste wissenschaftliche Zeitschrift Österreichs.
„Unsere Autorinnen und Autoren sind nicht nur Universitätsprofessorinnen und -professoren, sondern auch engagierte Laien. Jeder Jahrgang der Carinthia I bietet daher eine ausgewogene Mischung an kärntenbezogenen Beiträgen für ein breiteres Publikum und die engere Fachwelt“, erklärt Wadl. Er betreut die Zeitschrift bereits seit über 15 Jahren, hat als damaliger Landesarchivdirektor damit begonnen. Heuer wurde er dabei erstmals von den Vorstandsmitgliedern Renate Jernej und Martin Stermitz unterstützt. Die Carinthia war ursprünglich eine Wochenbeilage der Klagenfurter Zeitung, ab 1855 dann selbständige Zeitung. Als 1863 ihr Ende drohte, ging die Redaktion an den Geschichtsverein für Kärnten und den Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. 1891 kam es zur Aufspaltung in die historisch-landeskundliche Carinthia I und die naturkundliche Carinthia II.
Wie weit Kärntenbezüge reichen können, zeigt der Carinthia-Beitrag des Klagenfurter Historikers Wilhelm Deuer. Er hat Aufzeichnungen aus dem Nachlass eines Ingenieurs editiert, der von 1933 bis 1935 beim Bau der Transpersischen Eisenbahn im heutigen Iran tätig war. „Es ist eine sehr lebendige Schilderung eines Landes und einer Gesellschaft im Umbruch“, so Deuer. An der 1.404 Kilometer langen Transpersischen Eisenbahn wurde über zehn Jahre lang gebaut, sie verbindet Teheran mit dem Persischen Golf im Süden und dem Kaspischen Meer im Norden. Ingenieur Hans Holecek – sein Großvater war von Böhmen nach Klagenfurt zugewandert – beschrieb die Bauarbeiten, die von Strapazen, Unfällen, massiven Ungleichbehandlungen der in- und ausländischen Arbeitskräfte sowie Tropenkrankheiten begleitet waren. Holecek hat außerdem 174 Bilder und Fotos hinterlassen – „und das, obwohl damals in Teheran das Fotografieren generell verboten war“, erklärt Deuer. Ehefrau Eleonore war dem Ingenieur wie vereinbart nachgereist und lebte dann ebenfalls in Persien.
In St. Paul im Lavanttal „spielt“ die Geschichte, über die Heinz Guntschnig aus St. Andrä schreibt. Er befasst sich mit Stiftsapotheker Bartlme Philibert Writz, der am 28. April 1682 verstarb. Seine noch erhaltenen Dienstzeugnisse zeigen, dass er unter anderem in Graz, in Cilli/Celje und Marburg/Maribor in Slowenien, im bayrischen München, aber auch in Gmunden und Bad Aussee als Apotheker beschäftigt war. 1680 trat der Sohn eines Bleiburger Mesners seinen Dienst im Stift St. Paul an. Guntschnig beschreibt in der Carinthia I auch einige der damaligen Heilmittel. Für den Abt hat Writz zur Stärkung Weichsellikör („schwarze Kerschen“) mit Muskat hergestellt. Mönche, die unter Verstopfung litten, bekamen „Laxier“- oder „Purgiersackl“ – diese waren mit Kräutern gefüllt, wurden in Wein getränkt und dann auf den Bauch gelegt.
Hinweis: Ausgaben der Carinthia, Carinthia I und Carinthia II können auf der Plattform ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek nachgelesen werden: https://anno.onb.ac.at/
Informationen zum Geschichtsverein für Kärnten: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/